Welches Linux für wen ?

Posted on Oktober 29th, 2007 by UIT under Linux.

Immer wieder tritt gerade bei Interessierten die Frage auf: “Welches Linux soll ich denn nun nehmen ?”

Aus diesem Grunde möchte ich einmal die unterschiedlichen Linux-Varianten beleuchten. In meiner langjährigen Erfahrung als Linuxer sowohl im professionellen beruflichen als auch privaten Bereich habe ich unzählige Linux-Varianten kennen gelernt. Diese lassen sich grob katalogisieren.

Wichtig zu verstehen: Das Wesen von Linux

Linux ist ein System, welches durch Konfigurationsdateien gesteuert wird. Alle Konfigurationsdateien befinden sich im Format ASCII, so daß jeder normaleText-Editor für die Pflege genügt. Der Editor, der auf jedem Linux oder Unix-System zu finden ist, heißt “vi“.
Es ist daher sinnvoll, diesen bedienen zu können. Linux ist von Haus aus nicht gedacht, grafisch konfiguriert zu werden, auch wenn das immer wieder von manchen Distributoren suggeriert wird.

Der Vergleich

Hinweis: Ich beziehe mich hierbei nicht auf die Applikationen, da diese bei allen Distributionen identisch sind, sondern ausschließlich auf die Installation, Konfiguration und Pflege der unterschiedlichen Distributionen.

Gruppe 1: Livefilesysteme

Die einfachsten Linux-Installationen sind sog. “Livefilesysteme“. Hierbei wird einfach von der CD gestartet, und ein Script ausgeführt, welches dann die komplette Installation übernimmt. Der Enduser muss sich um gar nichts mehr kümmern, alle Konfigurationen sind bereits vorgefertigt.

Vorteil: Einfache Installation (Handbuch nutzlos), wenig Aufwand, schnelles Erfolgserlebnis

Nachteil: Kein Lernfaktor, wenig Optimierungsmöglichkeiten, bei Problemen überfordert, gibt keine bzw. wenig Information aus, was tatsächlich geschieht, Computer läuft langsamer gegenüber einer echten Installation. Freiheit ist stark eingeschränkt.

Zielgruppe: Anwender, die ohne Nachdenken rumklicken wollen (try and error) und sich auch sonst keine weiteren Gedanken machen wollen.

Vertreter:
Ubuntu (mit Unterarten), Knoppix, Sidux, DSL, Xandros, Linspire etc. sowie alle installierbaren Livefilesysteme

Gruppe 2: Enduser orientierte Desktop Linuxe.

Diese Gruppe beinhaltet alle Linux-Distributionen, die durch grafische Werkzeuge so für den Enduser vorbereitet wurden, dass die einzelnen Steuerdateien nicht mehr sichtbar sind. Die Konfiguration und Installation funktioniert komplett grafisch, der Anwender muss sich mit dem grafischen Tool auskennen, aber nicht verstehen, wie Linux funktioniert. Sämtliche Aktivitäten werden durch die grafische Oberfläche verschleiert. Der Endnutzer kann allerdings die meisten Konfigurationen anpassen. Diese Distributionen werden hauptsächlich unter großem Zeitdruck von kommerziellen Firmen vertrieben.

Vorteil:
Einfache Installation ohne Handbuch möglich, einfache Anpassung von Konfigurationen, schnelles Erfolgserlebnis

Nachteil: Lernfaktor gering, da aufgrund distributionsabhängiger grafischer Tools nur auf eine bestimmte Distribution beschränkt.
Verschleierung der tatsächlichen Vorgänge. Enduser ist oftmals hilflos, wenn Tools versagen oder nicht die Möglichkeiten zum Finetuning geben. Enduser ist abhängig von einer kommerziellen Firma. Ab und zu schwere Mängel, je nach Firma. Freiheit eingeschränkt.

Zielgruppe: Neulinge, die nicht viel überlegen wollen. Firmen, da kommerzieller Support geleistet wird.

Vertreter: OpenSuSE (Novell), SLES, RHEL, RedHat, Mandriva

Gruppe 3: Fortgeschrittenen-Linuxe

Diese Gruppe beinhaltet alle Linuxe, die unabhängig von grafischen Werkzeugen sind (wie Yast, Drax oder linuxconf). Der größte Teil dieser Distributionen wurde privat entwickelt und zusammengestellt. Sie sind ausnahmslos kostenlos verfügbar und repräsentieren das “echte” Linux-Feeling.
Die Qualität dieser Distributionen ist allgemein sehr hoch (mit wenigen Ausnahmen). Die Pflege findet meist in der Kommandozeile statt, was bedeutet, daß das Erlernen von Shell-Kommandos also recht wichtig ist. Dafür wird einem aber auch die Mühe mit einem System gedankt, das tut was man will, und NUR das, was man will.

Vorteil: Lernfaktor hoch. Enduser hat volle Kontrolle über das System. Unabhängig von irgendwelchen Firmen. Läuft größtenteils schneller und stabiler als kommerzielle Systeme. Finetuning möglich. Sehr gute Dokumentation. Große Freiheit !

Nachteil: Installation aufwändiger. Handbuch muss gelesen werden. Sämtliche Konfigurationen müssen selbst bearbeitet werden. Enduser ist im Entscheidungszwang. Erfolgsfaktor erst auf längere Sicht sichtbar.

Zielgruppe: Anfänger und Fortgeschrittene mit dem Willen, Linux wirklich zu verstehen. Serveradministratoren oder solche, die es werden wollen. Firmen, die entweder Support einkaufen wollen, aber auch Firmen, die selber ihre Server pflegen wollen.

Vertreter: Debian, Trustix, FreeBSD, Slackware

Gruppe 4: Hardcore-Linux

Diese Gruppe sind Linuxe und Unices, die nicht für den Anfänger gedacht sind. Tiefgehendes Linuxwissen ist erforderlich, insbesondere der sichere Umgang in der Shell. Diese Linuxe sind sehr spartanisch aufgebaut und zweckorientiert. Optimale Ergebnisse erhält man hier nur, wenn man das ganze System schon im Vorfeld bedenkt. Die Konfiguration ist teilweise aufwändig, so müssen teilweise Konfigurationsdateien erst erstellt werden. Bei diesen Systemen ist NICHTS voreingestellt. Bedeutet: Was man nicht selbst konfiguriert hat, geht auch nicht.

Vorteil: Hochsicheres System. Volle Kontrolle über das System. Extremer Lernfaktor. Super Dokumentation.

Nachteil: Installation ohne Handbuch so gut wie unmöglich. Sehr aufwändige Installation und Pflege. Tief gehendes Hintergrundwissen notwendig. Nicht geeignet für Anfänger.

Zielgruppe: Linux/Unix Hardcorer und Systemadministratoren. Linux-Fortgeschrittene, mit dem Willen zur Weiterbildung. Sicherheitsspezialisten (Firewall-Admins), Netzwerktechniker im Sicherheitsbereich.

Vertreter: OpenBSD, FreeBSD, NetBSD, LFS

Diese kurze und sehr grob gehaltene Zusamenfassung ist natürlich keineswegs vollständig und mangelhaft. Sie sollte nur verdeutlichen, welche Profile es im groben und ganzen gibt. Welche Distribution man letztendlich für sich persönlich wählt, ist eine Sache des eigenen (Lern)-Willens und der Erwartungen.

Meine persönliche (und komprimßlose) Meinung:

1. Wer keinen Bock hat, zu lernen und zu verstehen: Ubuntu oder Knoppix

Ullrich-IT-Consult hat entschieden, hierfür leider keinen Support anzubieten.

2. Wer firmenabhängigen Support bevorzugt (sich von einer Firma abhängig machen will): OpenSuSE, SLES oder RHEL

Ullrich-IT-Consult bietet hierfür Support an, jedoch ausschließlich bei Installation, Konfiguration und Wartung!

3. Wer wirklich etwas lernen und verstehen möchte, und/oder zusätzlich kommerziellen Support wünscht: Debian, OpenBSD, FreeBSD

Ullrich-IT-Consult entwickelt auf Basis dieser Systeme seine maßgeschneiderten Lösungen für Sie! Voller Support garantiert!!!

4. Wer Linux verstanden hat und eine neue Herausforderung sucht: OpenBSD, FreeBSD, NetBSD oder LFS

Ullrich-IT-Consult bietet für diese speziellen Systeme ebenfalls kommerziellen Support an – allerdings mit etwas eingeschränktem Leistungsumfang. Aus diesem Grunde bitte ich um vorheriger Absprache. Vielen Dank!


Für weitere Fragen wenden Sie sich einfach gern jederzeit direkt an mich, entweder per E-Mail oder Telefon.

Hans-J. Ullrich (Ullrich-IT-Consult, admin)

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